Kein schöner Land
Autor: Felix Mitterer
Der Viehhändler Stefan Adler, ein gutsituierter Bürger in
einem Tiroler Dorf, ist ein Mann der ersten Stunde. Ohne
seine Herkunft zu kennen, wird der Nachkomme jüdischer
Einwanderer Mitglied der in Österreich noch illegalen NSDAP.
Als seine Rassenzugehörigkeit offiziell wird, verbleiben ihm
nur noch die Trümmer seiner bisherigen Existenz. Das
Zustandekommen der Ehe seiner schwangeren Tochter mit
dem begeisterten, nationalsozialistischen Sohn des
Bürgermeisters und die Karriere seines eigenen, von der
Bewegung faszinierten Sohns und SS-Mitglieds sind somit
unmöglich geworden. Um ihre Kinder und sich selbst aus der
anlaufenden Todesmaschinerie des Faschismus zu befreien,
gibt die "arische" Ehefrau Adlers an, die Kinder seien das
Produkt ehelicher Untreue.
Seiner Familie beraubt und mit Berufsverbot belegt, nimmt
Adler seine jüdische Herkunft bewusst wieder an und
verharrt, trotz der drohenden Enteignung seines Besitzes,
der Anwendung von Gewalt und unter Lebensgefahr in
einem opportunistischen, von Feigheit und Eigennutz
dominierten, feindlichen Umfeld, in einem Land, das einst
seine Heimat war. In einem Konzentrationslager kommt es
zu einer letzten, schicksalhaften Begegnung mit dem Sohn.
Ein unumwundenes Stück wider das Vergessen, wider
Mitläufertum, politische Verblendung und die Angst vor dem
Fremden und Anderen, ein immer noch wichtiger Beitrag zur
längst nicht abgeschlossenen Vergangenheitsbewältigung.